Spieltheorie und Terrorismus

Ich habe schon länger nichts zum Thema Spieltheorie geschrieben – es wäre also langsam wieder Zeit. In der letzten Zeit habe ich mich intensiver mit der spieltheoretischen Analyse des Terrorismus beschäftigt.

Spieltheorie ist aus mehreren Gründen eine angebrachte Methode der Terrorismusuntersuchung:

  • Sie erfasst die strategischen Wechselwirkungen zwischen den Terroristen und der von ihnen als Ziel gewählten Regierung oder Regierungen, in denen die Handlungen voneinander abhängig sind und nicht so nicht analysiert werden können, als wären nur die Terroristen aktiv, und die Staaten ihnen hingegen passiv ausgeliefert wären.
  • Aus den Interaktionen zwischen rationalen Akteuren ergibt sich eine Möglichkeit, Annahmen darüber zu äußern, wie die Gegenseite agieren und reagieren würde, und entsprechende Koalitionen zu schließen.
  • Bei jedem terroristischen Ereignis muss jeder der Akteure die potentiellen Gewinne und Verluste abwiegen um eine richtige Entscheidung zu treffen, die einen strategischen Vorsprung gegenüber der anderen Seite sichert. Sowohl Terroristen als auch Regierungen beachten auch die grundlegende Vernunft-Annahme der Spieltheorie, nach welcher ein Spieler die Auszahlung nur abhängig von der Handlung des Interaktionspartners maximieren kann.

Als ein empirisches Beispiel kann die Installation der Metall-Detektoren auf den Flughäfen im Januar 1973 dienen, die beinah sofort verstärktes Kidnapping als Ersatz der Flugzeug-Entführungen zur Folge hatte (Enders & Sandler, 1993). Auch im Fall z.B. einer Geisel-Verhandlung kommt die Spieltheorie zum Einsatz – in der Form von Verhandlungsspielen (bargaining).

Relevant für das Thema Terrorismus und Terrorismusbekämpfung ist eben diese Situation der Ungewissheit – sowohl die Regierungen als auch die Terroristen verfügen über keine perfekte Information, oft nicht mal über die vollständige Information – und des Lernens in einer strategischen Umgebung. (Sandler, Arce 2003).

Nicht zuletzt, gestaltet sich auch die Zusammenarbeit der von dem Terrorismus betroffenen oder bedrohten Staaten nach den Prinzipien der Nutzenmaximierung. Das Ziel jeder Regierung ist es, die Kosten der Schutzmaßnahmen möglichst gering zu halten und gleichzeitig den Grad der Sicherheit möglichst zu erhöhen.

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