Rationalität, oder auch Vernunft wird seit Jahrhunderten als eine der definierenden Eigenschaften des Menschen betrachtet.
Rationale enim animal est homo
schrieb Seneca in dem Brief 41 der Epistulae morales.
Die umgangssprachliche Bedeutung der Rationalität ist jedoch mit sehr viel Unschärfe belastet. Die Wörter mit dem Wortstamm Ratio- haben ihre etymologische Quelle im lateinischen ratio, dessen Sinngehalt sehr umfassend ist und nicht nur Vernunft, sondern auch Berechnung, Grund, Beweis, Argument, Mittel, Überlegung, Begriff, Erörterung, Lehre, Art, Motiv, Erklärung, Rechnung, Taktik, philosophische Überzeugung, Denkweise, Theorie bedeuten kann.
Schon auf der etymologischen Ebene entsteht also ein großer Interpretationsraum für diesen Begriff. Diese Überzeugung von menschlicher Rationalität hindert uns nicht daran einige menschliche Handlungen und Überzeugung als irrational zu bezeichnen, obwohl ein Logiker dieser Bezeichnung entweder einen innerlichen Widerspruch oder Äquivokationsfehler – die Benutzung des gleichen Wortes in zwei unterschiedlichen Bedeutungen.
Wäre es ein Widerspruch müsste man eine der Überzeugungen ablehnen, da wir jedoch eher nicht dazu geneigt sind dies zu tun, müssen wir die andere Eventualität in Betracht ziehen, nämlich, dass die Rationalität, die wir dem Menschen per se zuschreiben nicht der Rationalität der Menschlichen Handlungen oder Überzeugungen gleichbedeutend ist.
Im Folgenden könnte man feststellen, dass die Taten in einem etwas anderem Sinn rational bzw. irrational erscheinen als Überzeugungen. Rationalität als eine universelle Eigenschaft der menschlichen Spezies besteht nämlich darin, dass das Individuum, angesichts seiner Überzeugungen, so handelt um die Chancen der Erreichung der angestrebten Zielen zu maximieren. Unterschiedlich sind nur höchstens die Ziele der einzelnen Personen und die Menge der Werte und Überzeugungen, von denen die Mittel zur Erreichung begehrter Ziele abhängen.
Die Ziele, im Gegensatz zu den Handlungen unterliegen keiner Wertung angesichts ihrer Rationalität. Als rational kann nämlich nur die Handlung zur Erreichung eines bestimmten Zieles bezeichnen, die tatsächlich zur Erreichung dieses Zieles führen kann. Demnach können einige menschliche Taten als irrational bezeichnet werden, ohne dass die Annahme des Menschen als animal rationale widerlegt wird.
Diese Annahme ist nämlich eine wichtige methodologische Voraussetzung vieler Geistes- und Sozialwissenschaften (wie z.B. Soziologie, Wirtschafts- Politik- oder Rechtswissenschaften). Ohne diese Voraussetzung wäre es schwer (wenn nicht unmöglich) zahlreiche Fakten und Erscheinungen zu erklären und vor allem zukünftige Ereignisse oder Trends vorherzusehen. Prof. Joseph Salerno aus der Pace University hat dieses Problem folgend erklärt:
Wenn die Wirtschaftswissenschaftler sagen, dass die Menschen rational handeln, meinen sie damit nicht, dass diese Handlungen selbstsüchtig, hedonistisch, ethisch oder unethisch, moralisch, verantwortungsvoll etc. sind. Sie sagen nur, dass das Verhalten zielgerichtet ist. Auch ein Dieb oder sogar Selbstmörder handeln rational. Ein Dieb benutzt keine Banane um eine Bank auszurauben, sondern ein Gewähr […]. Ein Selbstmörder springt nicht von einem Tisch sondern von einer Brücke.
Quelle: www.barczentewicz.com
Die Rationalität der Entscheidung besteht in der Ableitung der optimalen Entscheidung unter bestimmten Bedingungen, entsprechend der für die Situation angebrachten Normen und mit der Berücksichtigung aller zur Verfügung stehenden Informationen.