Die Thinking-aloud Methode ist ein gängiges Vorgehen im Usability-Testing, dessen Ziel ist die Gedanken des Nutzers während der Interaktion mit dem Produkt zu erfassen. Während des Tests wird der Nutzer gebeten seine Gedanken, Empfindungen und Meinungen verbal zu äußern. So kann man über die Zufriedenheit, Verwirrung oder Frustration des Nutzers sofort erfahren und sie in Verbindung mit dem konkreten Task setzen, ohne ihn am Ende des Testes diese Fragen stellen zu müssen. Somit muss sich die Testperson die problematischen Stellen nicht bis ende des Testes merken. Die Reaktionen sind dann spontaner und ehrlicher, weil der Nutzer keine Zeit hat über die Formulierung nach zu denken.
Es existieren allerdings einige Risiken, die bedacht werden sollten:
- während einige Nutzer überhaupt kein Problem damit haben ihre Interaktion mit dem Produkt laut zu kommentieren (weil sie z.B. wie ich auch alleine zu Hause ihre Rechner ständig laut beschimpfen), ist für andere Thinking-aloud etwas unnatürliches. Solche Personen können in einer Situation in der sie dazu aufgefordert werden laut zu denken Unbehagen empfinden, was die Performance beeinflußen kann.
- Laut denken kann die Nutzer allerdings auch in eine andere Richtung beeinflussen. Die Testpersonen können dadurch etwas aufmerksamer und durchdachter die Aufgaben angehen. Somit werden möglicherweise Fehler verhindert die in einem schnelleren und weniger fokussierten Durchgang auftreten würden
- Für manche Nutzer kann es problematisch sein die Gedanken spontan in richtige Worte zu fassen
Trotz dieser Bedenken halte ich Thinking-aloud bei einer richtigen Durchführung für eine sehr wertvolle Methode. Sehr wichtig ist dabei das Feingefühl der Person, die den Test durchführt. Ich habe schon Test-Sessions gesehen, in denen die Testpersoner sich durch wiederholte Aufforderungen laut zudenken sehr unter Druck gesetzt und dadurch unwohl fühlten, was zu noch stärkeren Abweichungen von dem Nutzerverhalten unter normalen Bedingungen führen kann. Den Nutzern die mit dem lauten Denken ein Problem haben sollte man also die Freiheit lassen es nicht zu tun, stattdessen kann man ihre Mimik und Körpersprache beobachten, die Ereignisse auf dem Monitor analysieren (was natürlich ohnehin gemacht wird) und nach jedem abgeschlossenen Task Feedback anfordern.