Ich bin letztens endlich dazu gekommen etwas zu lesen, was nichts direkt mit Web, Usability, etc. zu tun hat, sondern viel mehr mit den anderen mich faszinierenden Themen wie Entscheidungstheorie, Logik, Rationalität und Zufall zu tun hat. Der Schwarze Schwan. Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse von Nassim Nicholas Taleb ist ein sehr spannend geschriebenes und angenehm zu lesendes philosophisch-populärwissentschaftliches Buch mit autobiographischen Akzenten. In dem Buch stellt er die Theorie der schwarzen Schwäne dar – eine Theorie nach der vor allem die unvorhersehbaren und höchst unwahrscheinlichen Ereignisse, die extremen Ausreißer den Lauf der Geschichte bestimmen. Schwer damit nicht überein zu stimmen: Hitlers Machtergreifung, Zerfall der Sowjetunion, 11 September, die Entstehung von World Wide Web, der Erfolg von Facebook – alles schwarze Schwäne, auch wenn sich im Nachhinein immer viele Experten finden, die behaupten die Ereignisse vorher gesehen zu haben und man post factum natürlich unzählige Indizien für das kommen der Ereignisse findet.
Talebs Lösung des Problems der Unvorhersagbarkeit halte ich allerdings für nur bedingt Überzeugend und zum Teil seiner ablehnung der Vorhersagen widersprechend. Er empfiehlt z.B. zwischen positiven und negativen Zufällen zu unterscheiden und die Wahrscheinlichkeit des Auftretens der ersten zu Maximieren, was eigentlich aber per se eine Vorhersage voraussetzt. Nämlich die darüber, ob man in deinem bestimmten Bereich eher mit den negativen oder mit den positiven Zufällen zu rechnen hat.
Ich finde, dass die in dem Buch dargestellten Ideen nicht besonders neu und bahnbrechend sind – ich halte sie eher für eine interessante Synthese bereits vorher existierenden Gedanken aus der Philosophie, Psychologie und Logik. Ich halte seine Beobachtungen und die verwendeten Beispiele für ziemlich zutreffend und seinen Stil für ziemlich witzig, auch wenn einige seiner Formulierungen wirklich sehr arrogant und eingebildet wirken und den Anschein erwecken nur dem Ego-Aufbau des Autors zu dienen.
Trotzdem – finde ich gut es gelesen zu haben, auf jedem Fall keine verlorene Zeit gewesen. Egal ob und in welchem Maße man mit dem Autor übereinstimmt – er regt zum Nachdenken und zur Diskussion an.