Negative vs. positive Reziprozität in der Spieltheorie

Diese Unterscheidung gehört zu den elementaren Unterscheidungen in der Analyse der Reziprozität. Eigentlich ist sie sogar selbst in der Definition der Reziprozität als negativer oder positiver Reaktion auf entsprechende Aktionen der Anderen enthalten. Diese Reaktivität unterscheidet das positive reziproke Handeln von dem altruistischen. Sie findet nur statt als eine freundliche Antwort auf ein freundliches Verhalten. Parallel sieht es bei der negativen Reziprozität aus. Sie erfolg wenn auf eine Aktion die negative Folgen für einen Spieler hat mit der Aktion die genauso negative Folgen für den anderen Spieler hat. In den meisten Spielen ist das parallele Auftreten beider Dimensionen zu beobachten. Dies ist am besten auf dem schon angeführten Beispiel von TIT FOR TAT zu beobachten. Eine Iniziierung des kooperativen Handelns wird sofort mit Kooperation belohnt und eine Defektion mit der Defektion bestraft. In TIT FOR TAT ist am deutlichsten der Unterschied zwischen der negativen Reziprozität und der Rache zu sehen. TIT FOR TAT ist nicht nachtragend. Sofort nachdem der Partner wieder kooperiert (auch wenn er vorher 100 mal defektiert hat), kooperiert er wieder. Eben dadurch, dass TIT FOR TAT ein Computerprogramm ist, ist es möglich, jeden Zug genau 1 zu 1 zu erwidern, also idealreziprok zu handeln. \r\nEs existiert jedoch mindestens ein Spiel, in dem nur die negative Reziprozität zu beobachten ist. Aber ist es tatsächlich eine negative Reziprozität, oder sollte sie eher Rache genannt werden? Dies ist am Beispiel des bereits erwähnten einfachen Ultimatumspiels zu analysieren.

Der Spieler A muss 10 Münzen zwischen sich selbst und dem Spieler B verteilen. Akzeptiert der Spieler B die Verteilung, erhalten beide die von Spieler A festgelegte Anzahl von Münzen, lehnt er sie ab, bekommen beide nichts. Eigentlich wäre es für einen Nutzenmaximierer A logisch für sich 9 Münzen zu behalten und nur eine abzugeben. Für den Nutzenmaximierer B wäre es auch logisch den Angebot anzunehmen, weil es immer noch besser eine Münze, statt keiner Münze zu haben ist. Wenn er anders handeln würde, wäre die Ablehnung in dem Sinne negativ reziprok, dass es eine unfaire Reaktion auf eine nicht genug faire Aktion wäre. Da aber ein solches Verhalten dem Spieler B selbst nicht zur Erhöhung der eigenen Auszahlung (im Gegenteil), sondern nur zur Bestrafung des Spielers A diente, wäre es eher eine Art des negativen Altruismus, also Rache. Aus Angst vor solch einer Vergeltung würde also der Spieler A eher zur Verteilung in der Richtung von 6 zu 4 tendieren.

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