Gedankenlesen – verwirklichen die Neurowissenschaften einen Menschheitstraum?

Gestern Abend war ich in Urania bei einem Vortrag mit Diskussion zum Thema “Gedankenlesen – verwirklichen die Neurowissenschaften einen Menschheitstraum?”Der Titel hört sich auf jedem Fall sehr spannend an, ebenso spannend muss das von Prof. John-Dylan Haynes vorgestellte Forschungsprojekt in dem es versucht wird die “Gedanken” der Probanden mittels funktioneller Magnetresonanztomographie zu dekodieren.

Leider war der Vortrag eher enttäuschend. Es ist bestimmt nicht einfach ein so komplexes Thema “populärwissenschatlich” dar zu stellen aber solch eine Farce haben die zuhörer auch nicht verdient. Die Komplexität wurde auf das absolute Minimum reduziert und es wurden sehr plakative Beispiele gewählt. Es wurde kaum etwas zur Untersuchungsmethode gesagt (z.B. zur Anzahl und Charakteristka der Probanden).

Einige Aussagen waren nahezu widersprüchlich. Beispiel: dieses Konzept des “Gedankenlesens” solle (der Aussage von Prof. Haynes nach) die Anwendung bei Koma-Patienten finden um eine Art von Kommunikation mit ihnen zu ermöglichen. Jedoch, wie es sich in der Diskussion rausstellte, sind die “Gedankenmustern” individuell, und können zum großen Teil nicht verallgemeinert werden. Der Prozess des Lügens soll jedoch eine Ausnahme sein. Ich Frage mich also, gibt es auch andere Denkprozesse die genauso wie Lügen bei der Gesamtpopulation gleiche Mustern ergeben? Wenn ja, welche und wie können sie bei den Koma-Patienten angewendet werden? Wenn nein, müssten die Mustern des Patienten schon vorher bekannt werden um anhand denen während er sich im Koma oder anderer Situation in der er nicht kommunizieren kann befindet seine Gedanken zu lesen? Oder wurde dieses Beispiel der Koma-Patienten nur deswegen gewählt um das “Gedankenlesen” zu rechtfertigen (was eigentlich nich nötig wäre, weil der Prozess sich meines Erachtens noch in dem Stadium befindet in dem noch lange die Vergewaltigung der mentalen Privatsphäre unmöglich bleibt)?

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